Bella Italia – vom Brenner über Venedig bis nach Tolmin

Von den Dolomiten bis ans Meer, von strahlendem Sonnenschein bis zu Tagen im Dauerregen: Meine Radreise durch Italien war ein Wechselspiel aus atemberaubenden Landschaften, kleinen Rückschlägen, spontanen Begegnungen und herzlichen Momenten. Zwischen Pizza-Pausen, Zeltaufbau im Regen und dem besonderen Flair von Venedig habe ich nicht nur Land und Leute kennengelernt, sondern auch wieder einmal gespürt, wie frei und lebendig das Unterwegssein auf zwei Rädern macht. Begleite mich auf einer Reise voller Höhen und Tiefen, die genau dadurch so unvergesslich wurde.


Falls du die bisherigen Abschnitte noch nicht gelesen haben, findest du sie hier:


Tag 6 – Bella Italia grüßt mit Sonnenschein

Nachdem die Tour über den Brenner geschafft war, begrüßte und Italien direkt mit einer langen Abfahrt. Tatsächlich gab es für den Rest des Tages kaum einen weiteren Anstieg. Zu dritt rollten wir den Rest der Strecke bis nach Sterzing. 

Dank Max fanden wir auch einen Platz für unsere Zelte – mithilfe der App Archies, die alle Campingplätze anzeigt und ob diese geöffnet sind. Das wird mir die Suche auf meiner weiteren Reise deutlich erleichtern. 

Tag 7 – Planänderung dank gute Gesellschaft 

Dank des Shops vor Ort konnten wir uns am nächsten Morgen mit einem guten Frühstück und vor allem richtigem Kaffee stärken, bevor dir Tour weiter nach Bruneck ging. Ursprünglich hatte ich geplant über Bozen zu fahren, habe mich aber dazu entschieden die Tour bis nach Venedig mit Alex gemeinsam zu fahren und der Radroute München – Venedig zu folgen. Der Tag führte uns vorbei an Burgen, über perfekte Radwege und mit Blick auf ein phantastisches Panorama. Außerdem gab es auch das erste Gelatto in Italien.
Die letzten Kilometer zum Campingplatz haben uns nochmal einiges abverlangt – dank einer geschlossenen Straße mussten wir einen Umweg mit einigen zusätzlichen Höhenmetern nehmen. Umso zufriedener waren wir, als dann unsere Zelte aufgebaut waren und wir gemeinsam unser Abendessen kochen konnten. 

Tag 8 – Regen und doppelt Pizza

Weiter ging es nach Cortina, einer der Stätten der Olympischen Winterspiele 2026 und einem sehr schön gelegenen Städtchen in den Bergen, wenn denn das Wetter mitspielt. Am Morgen frühstückten wir wieder gemeinsam und starteten gut gelaunt. Irgendwo auf dem Weg riss leider eine Schnalle meiner „Arschrakete“, sodass ich diese nicht mehr richtig befestigen kann. Mit ein bisschen Reepschnur behebe ich das Problem provisorisch. 

Die Route führte konstant leicht ansteigend bis in den Nationalpark Drei Zinnen. Schon etwas davor beim Mittagessen – natürlich Pizza – verabschiedeten wir uns von Max, der ab jetzt eine anderen Route in Richtung Kroatien nimmt. Schon während unserer Pause beginnt es leicht zu regnen und wir hoffen, dass es nur ein kleiner Schauer ist. Irgendwann entscheiden wir uns dann doch loszufahren und sind ziemlich schnell komplett im Regen. Ich komplett in Regenmontour, quasi von Kopf bis Fuß eingepackt, Alex nur mit Regenjacke. So kommen wir an den drei Zinnen vorbei, ohne auch nur ein bisschen davon zu sehen. Alles liegt in den Wolken und so fahren wir die letzten Kilometer nach Cortina über Schotterwege hinab – der einzige Trost, es läuft nur noch. In Cortina versuche ich noch ein Zimmer zu bekommen, bin allerdings nicht bereit, €200 für eine Nacht zu bezahlen. Also heißt mein Ziel wieder Campingplatz. Mit steifen Fingern kämpfe ich beim Zeltaufbau und bin dankbar, dass es kurz mal nicht regnet, sodass ich eine trockene Nacht haben kann. Ich verzichte auf den Besuch in Cortina und esse am Campingplatz Pizza Nr. 2 für diesen Tag. 

Tag 9 – Noch mehr Regen und eine mystische Landschaft 

Es ging weiter im Regen. Auch wenn ich morgens wieder eine kurze Regenpause erwischt hatte, um mein Zelt abzubauen, sollte der Tag wieder sehr nass werden. Nach einem Frühstück am Campingplatz starte ich und setze mich nach ein paar Metern schon wieder in eine Bar. Hier warte ich bei einem Cappuccino auf Alex, der natürlich in einem Hotelzimmer übernachtet hat. 

Heutiges Ziel ist Farra d‘Alpage, eine Kleinstadt am Lago di Santa Croce. Es geht fast ausschließlich bergab und die leeren Straßen machen die Abfahrten trotz Regen zu einem tollen Erlebnis. Die Wolken, die in den Bergen hängen sorgen zudem für eine mystische Stimmung, sodass das Wetter die Tour zu etwas besonderem macht. 

Am Campingplatz werde ich gefragt, ob ich tatsächlich im Zelt übernachten möchte, doch das Wetter soll besser werden und es gibt sogar einen Fön, den ich nutze um meine Klamotten zu trocknen. So genieße ich den Abend am See, koche mir ein Abendessen und gehe früh schlafen. 

Tag 10 – Seen, Berge und die erste Nacht in einem Bett 

Am Morgen wurde ich von Sonnenstrahlen geweckt, war aber nicht in der Stimmung für einen frühen Start und so war mein Zelt noch nicht zusammengebaut, als Alex kam, um mich abzuholen – er hatte natürlich wieder im Hotel übernachtet. 

Nachdem ich fertig gepackt hatte, gab es noch schnell einen Apfel und einen Joghurt – am Abend vorher hatte ich mir vorgestellt ausgiebig zu frühstücken und entsprechend eingekauft. Wir starteten die Tour entlang des Sees, auf dem schon erste Angler unterwegs waren. Die Altstadt von Vittorio Veneto war eins der Highlights der sonst wenig spektakulären Tour. Dort machten wir auch an einem großen Coop Halt, in der Hoffnung, dass ich hier etwas finden würde, um meine Tasche zu fixieren – leider erfolglos. 

Weiter nach Treviso lief es leicht begab fast von alleine und da es keinen Campingplatz gab, habe ich mir das erste Mal auf der Reise eine Unterkunft gegönnt. Von dort konnte ich nach dem Einchecken auch in wenigen Minuten in die Innenstadt radeln, genießen, wie schön sich mein Rad ohne Gepäck fährt und etwas durch die Stadt schlendern – italienische Städte haben schon ein besonderes Flair. 

Tag 11 – Frust mit meiner Tasche und der beste Radshop in Mestre

Es sind nur noch etwa 50 km bis nach Venedig, die komplett flach verlaufen und landschaftlich nicht so viel zu bieten haben. Entsprechend verläuft die Fahrt dann auch recht unspektakulär, dafür denke ich mittlerweile daran regelmäßig zu trinken. Es gibt auf der Strecke immer wieder Wasserspender, wo ich meine Flasche auffüllen kann, das würde ich mir in Deutschland auch wünschen. 

Kurz vor dem Ziel entscheide ich mich dazu erstmal zu einem Decathlon zu fahren, da meine Tasche immer wieder am Hinterrad schleift und ich langsam wirklich frustriert bin. Dort werde ich allerdings nicht fündig und ich bin nicht bereit mir einen Gepäckträger installieren zu lassen. Nur wenige Minuten entfernt zeigt Google noch einen Bike-Shop und so warte ich eine Stunde, bis der Laden wieder aufmacht, zum Glück. Bei Campello Cycling bekomme ich eine neue Tasche, neue Schuhe und einen schnellen Bike-Check. Die Jungs dort sind kompetent, freundlich und hilfsbereit, besser geht’s nicht. 

Die nächsten beiden Nächte verbringe ich in einem Hostel in Mestre und so komme ich erst am nächste Tag nach Venedig. 

Meine komplette Packliste findest du übrigens hier: Bike Escapes: Meine Packliste fürs Bikepacking

Tag 12 – Pause in Venedig

Nach einem entspannten Frühstück im Hostel und einer guten Unterhaltung mit einer anderen deutschen Radreisenden, fahre ich mit der Bahn nach Venedig. Die circa 20 minütige Fahrt kostet €1,5. Damit lohnte es sich sehr, in Mestre zu übernachten, wo die Übernachtung deutlich günstiger ist. Außerdem kann man das Fahrrad nicht mit in die Stadt nehmen, sodass die Kosten für die Bike-Box auch noch dazu kommen würden.
In Venedig angekommen, gehe ich direkt zum Treffpunkt der Free-Walking-Tour, die ich online gebucht habe. Das bedeutet übrigens nicht, dass die Tour kostenlos ist, allerdings arbeiten die Guides auf Trinkgeld-Basis und sind meiner Erfahrung nach daher immer bemüht und unterhaltsam. Am Treffpunkt begrüßt mich die quirlige Laura auch direkt freundlich und wir starten die Tour durch das jüdische Viertel. Hier befanden sich früher Gießereien, auf Italienisch „ghéto“. Die aus Deutschland stammenden Juden, die hier ansiedelten, konnten das allerdings nicht aussprechen und so entstand das heute in vielen Sprachen verwendete „Ghetto“. Unvorstellbar ist für mich, wie die vielen Menschen zur damaligen Zeit auf engstem Raum zusammengelebt haben. Möglich war das nur, indem die Gebäude in die Höhe wuchsen, die Stockwerke wurden jedoch immer niedriger, teilweise nur 1,70m hoch.
Nach der Führung wurde es Zeit für ein Mittagessen, dass ich in einem kleinen Lokal in der Nähe des jüdischen Viertels zu mir nahm. Zwei Gänge mit Salat gab es hier für €18 – Venedig geht also auch bezahlbar, wenn man sich etwas abseits der Touristenpfade aufhält. Ein letzter Spartip für die Stadt ist eine Gondelfahrt für €3: direkt an der Haltestelle S. Maria del Giglio kann man eine Überfahrt über den Canal Grande kaufen. Man fährt zwar nur zur anderen Seite, kann aber kurz das Gondel-Feeling genießen, leider nur bis 15 Uhr und so kam ich nicht mehr in den Genuss, da ich zu spät dort war.
Natürlich habe ich auch alle bekannten Sehenswürdigkeiten der Stadt besucht, bin über die Rialto-Brücke gelaufen, bekam am Markus-Platz Rosen angeboten und habe über den viel zu teuren Kaffee gelacht.
Später kam ich noch an einem Volleyball-Spiel vorbei. Die Spielerinnen haben sich auf dem Steinboden der Stadt ein interessantes Match geliefert und ich war beeindruckt, dass man freiwillig auf so einem Boden spielen möchte.

Tag 13 – Entlang der Adria-Küste nach Bibione

Am Morgen wollte ich noch ein Kapitel abschließen, immerhin hatte ich es bisher noch nicht mit meinem Fahrrad nach Venedig geschafft. Nach einem entspannten Frühstück mit zwei Frauen, die hier zu einer Fortbildung sind, habe ich mein Rad gepackt.
Die neue Tasche passt perfekt und hat jetzt auch genug Abstand zum Hinterrad, so kann es weiter gehen. Beim packen treffe ich noch zwei Radreisende aus Australien, mit denen ich mich kurz austausche, wir haben allerdings unterschiedliche Ziele und so verabschieden wir uns direkt wieder.
Für mich geht es über die Brücke nach Venedig. In die Stadt selbst darf mein Rad zwar nicht, aber immerhin über die Insel bis zum Fährhafen. Ich hatte entschieden, dass ich die Stadt noch einmal vom Wasser aus sehen wollte, also ging es mit zwei Fähren nach Punta Sabbioni. Im Terminal der ersten Fähre habe ich eine Italienerin kennengelernt, die deutsch lernt und mit mir ein bisschen üben wollte. Außerdem war sie selbst mit dem Rad unterwegs und sehr an meiner Reise interessiert.
Für den Blick auf die Stadt und den Markusplatz hat sich die Fahrt definitiv gelohnt. Bei der zweiten Fähre hatte ich nicht so viel Glück. Da diese deutlich kleiner war, konnten immer nur 4 Fahrräder mitgenommen werden. Als ich am Terminal ankam, standen dort schon 10 Räder, also hieß es warten, was ich aber auch wieder mit Gesprächen mit den unterschied Radfahren überbrücken konnte. Bei dieser Fahrt konnte ich noch die Stauanlagen sehen, die Venedig vor Hochwasser schützen.
Anschließend ging es dann wieder mit dem Rad und Muskelkraft weiter. Bis nach Caorle verlief die Fahrt recht unspektakuläre entlang der Adria-Küste durch verschiedene Urlaubsorte. In Caorle war an diesem Tag allerdings ein Fest, für das viele Schiffe dekoriert waren – soweit so uninteressant – als ich allerdings an einen Fluss kam, den ich laut Route wieder mit einem Boot überqueren sollte, hätte mir diesen Fest fast einen Strich durch die Rechnung gemacht: wegen des Festes fuhr das Boot nicht. Ich bin trotzdem zum Steg gegangen und habe dort einen Mann in einem Schlauchboot angesprochen und gefragt, welche Alternative es den gäbe. Doch statt mir den ca. 40km langen Umweg zu empfehlen, hat er mir angeboten mich schnell über den Fluss zu fahren. Es ist einfach unfassbar, wie viel Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft mir auf dieser Reise begegnet.
Die letzten Kilometer nach Bibione waren dann auch schnell geschafft und ich habe mein Zelt auf einem Campingplatz am Meer aufgeschlagen- wo mich die unendlichen Sonnenliegen allerdings ein bisschen abgeschreckt haben.

Tag 14 – Ciao Italia und zdravo Slovenia

Nachdem mein Zelt – und alles andere – wieder sicher am Rad verstaut ist, konnte der Tag beginnen, der mit 126 km auch recht lang werden sollte. In Bibione gab es bei Nonna Uci, einem sehr süßen Café, zunächst ein leckeres Frühstück, bevor es dann noch ein paar Kilometer am Strand entlang zum Leuchtturm von Bibione ging.
An diesem Spot hieß es dann Abschied von der Adria-Küste nehmen und ab ins Landesinnere. Ziel war Tolmin, zum einen, da dort die TransDinarica, startet, der ich von jetzt an folgen möchte, zum anderen da dort der nächste Campingplatz auf dem Weg liegt.
Abgesehen von einem riesigen Kiesbett, durch das mich Komoot schickt, und einem Wasserspender, an dem man einen Liter Wasser für 6 Cent bekommt (Sprudel für 8 Cent) ist die Strecke wenig spektakulär, es geht vorbei an Mais-Feldern und Kuhställen, die ich von weitem fälschlicherweise als verlassen betrachtet habe, da weder Mensch noch Tier zu sehen sind. Erst aus der Nähe sehe ich die Kühe im den Ställen.
In Cividale del Friuli, einer schönen Kleinstadt in der Nähe der Grenze gönne ich mir das letzte Eis in Italien und genieße die Pause vor dem letzten Anstieg.
In Slowenien angekommen, laufen die letzten Kilometer dann fast von selbst. Die Berglandschaft ist ein Traum, die Soča atemberaubend und die Radwege sind perfekt. So könnte es weitergehen.
Am Campingplatz kurz vor Tolmin gibt es Abends einen riesigen Burger und eine gute Unterhaltung mit einem österreichischen Bikepacker und ich freue mich auf die nächste Tage in Slowenien.

Meine Highlights in Italien:

  • Venedig – definitiv! Auch wenn die Stadt super touristisch ist, lohnt sich ein Besuch auf jeden Fall. Die Tour mit Laura von GuruWalks kann ich auf jeden Fall empfehlen – Laura hat super viele Infos, ist unterhaltsam und zeigt einem Seiten der Stadt, die ich alleine sicher nicht entdeckt hätte. 
  • Die Dolomiten – einfach immer wieder wunderschön, auch wenn das Wetter dieses Mal nicht so mitgespielt hat. 
  • Die Italiener! Ich bin von den Menschen total begeistert. Immer freundlich, hilfsbereit, offen für ein Gespräch, auch wenn es sprachliche Hürden gibt. Ich hatte so viele tolle Begegnungen, die ich als gute Erinnerung an diese Reise behalten werde. 

Comments

3 Antworten zu „Bella Italia – vom Brenner über Venedig bis nach Tolmin“

  1. Anonym

    Du bist einfach ein bisschen verrückt., aber das warst du schon immer. Wünsche dir noch viel Spaß auf deiner Reise.
    Dein Bruder

    1. 😂 ich glaube, Italien war noch ziemlich entspannt, da kommen noch deutlich wildere Abschnitte.
      Schön, dass du mit liest!

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