Meine Strategie für eine sorgenfreie Auszeit
Ein Sabbatical, also eine berufliche Auszeit von einigen Wochen, bis zu einem Jahr, manchmal auch länger, bietet einen Freiraum für persönliche Projekte. Die persönliche Entwicklung, eine Neuorientierung, Zeit für die Familie oder, wie in meinem Fall, Zeit für eine längere Reise sind typische Ziele für eine solche Auszeit. Doch bevor der Traum Realität werde kann, stellt sich eine entscheidende Frage: Wie finanziert man diese Auszeit? Es gibt unterschiedliche Modelle, die sich je nach Arbeitsverhältnis, Lebenssituation und finanziellen Zielen unterschiedlich gut eignen. In diesem Artikel stellen ich die gängigsten Möglichkeiten vor – mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen.
1. Zeitansparmodell (Langzeitkonto / Arbeitszeitkonto)
Viele Unternehmen bieten die Möglichkeit, Überstunden, Urlaubstage oder Teile des Gehalts auf ein sogenanntes Langzeitkonto einzuzahlen, das später in Freizeit umgewandelt werden kann.
Vorteile:
- Sozialversicherungsschutz bleibt bestehen, da das Sabbatical als bezahlte Freistellung gilt.
- Keine Einkommenslücke während der Auszeit, da das Gehalt weitergezahlt wird.
- Planbarkeit: Der Sabbatical-Zeitraum ist in den Arbeitsvertrag integriert.
Nachteile:
- Langfristige Planung notwendig: Es dauert oft Jahre, genügend Zeit oder Geld anzusparen.
- Nicht bei allen Arbeitgebern verfügbar – gerade kleine Unternehmen bieten dieses Modell selten an.
- Flexibilität eingeschränkt: Der Zeitraum und Umfang des Sabbaticals sind stark an das Modell gebunden.
2. Gehaltsverzicht / Teilzeitmodell (z. B. 80-100-Modell)
Bietet der Arbeitgeber kein Langzeitkonto an, kann man versuchen die bezahlte Freistellung über einen Gehaltsverzicht zu verhandeln. Bei diesem Modell wird über einen längeren Zeitraum ein reduziertes Gehalt gezahlt, obwohl der Mitarbeiter voll arbeitet. In der Sabbatical-Phase wird das angesparte Gehalt dann weitergezahlt.
Beispiel: Man arbeitet vier Jahre 100 %, bekommt aber nur 80 % Gehalt – im fünften Jahr wird man freigestellt und bekommt weiterhin 80 %.
Vorteile:
- Soziale Absicherung bleibt erhalten (Kranken-, Renten-, Arbeitslosenversicherung).
- Gleichmäßige finanzielle Belastung über einen längeren Zeitraum.
- Vertraglich geregelte Sicherheit.
Nachteile:
- Reduziertes Einkommen über mehrere Jahre, was ggf. Auswirkungen auf Lebensstandard oder Kreditwürdigkeit hat.
- Bindung an den Arbeitgeber über die gesamte Laufzeit.
- Nicht für kurzfristige Sabbaticals geeignet.
3. Eigenes Sparen / private Rücklagen bilden
Ein bewährter Klassiker ist die private Finanzierung: Dabei legt man über einen längeren Zeitraum hinweg gezielt Geld beiseite, um während der geplanten Auszeit finanziell abgesichert zu sein und den Lebensunterhalt bestreiten zu können. Durch konsequentes Sparen, strategisches Investieren und eine kluge Planung lässt sich so ein finanzielles Polster schaffen, das die Unabhängigkeit während dieser Phase gewährleistet.
Vorteile:
- Höchste Flexibilität bei Zeitrahmen, Dauer und Gestaltung des Sabbaticals.
- Unabhängigkeit vom Arbeitgeber – ideal auch für Selbstständige.
- Keine vertraglichen Verpflichtungen.
Nachteile:
- Kein Einkommen während der Auszeit.
- Selbst für Kranken- und Rentenversicherung sorgen, was zusätzliche Kosten verursacht.
- Hohe Disziplin beim Sparen nötig.
4. Unbezahlter Sonderurlaub
Viele Unternehmen bieten die Möglichkeit, auf Antrag eine bestimmte Zeit unbezahlten Urlaub zu nehmen. Nach der Auszeit kehr man einfach zurück in den ursprünglichen Job und muss sich unterwegs nicht schon mit der Stellensuche beschäftigen. Die Finanzierung sieht dann allerdings wie in Punkt 3 aus: man braucht eigene Rücklagen.
Vorteile:
- Schnell umsetzbar, keine langfristige Planung nötig.
- Ideal für kürzere Sabbaticals (1–6 Monate).
- Keine aufwendigen Arbeitszeitmodelle nötig.
Nachteile:
- Kein Gehalt, kein Versicherungsschutz, es sei denn, man kümmert sich selbst darum.
- Arbeitgeber ist nicht verpflichtet, dem Antrag zuzustimmen.
- Wiedereinstieg kann erschwert sein, wenn keine klare Vereinbarung existiert.
5. Finanzierung über passive Einnahmen oder Nebenverdienste
Manche Menschen nutzen Mieteinnahmen, Dividenden oder ein Online-Business, um ein Sabbatical zu finanzieren. Wenn du die Möglichkeit hast, passives Einkommen zu generieren, kann das deine Reisekasse auffüllen. Du kannst natürlich auch während deiner Reise mit deinem Content, zum Beispiel über youtube-Videos Geld verdienen.
Vorteile:
- Einkommen fließt auch während der Auszeit weiter.
- Unabhängigkeit von Arbeitgeber oder staatlichen Systemen.
- Langfristig nachhaltiges Modell, auch für wiederholte Sabbaticals.
Nachteile:
- Erfordert Vorarbeit und Kapital oder auch ein gewisses Talent.
- Nicht für jeden realistisch oder zeitnah umsetzbar.
- Erträge können schwanken, was die Planung erschwert.
Fazit: Welches Modell passt zu mir?
Die passende Lösung für die Finanzierung eines Sabbaticals hängt stark von der individuellen beruflichen Situation, den finanziellen Möglichkeiten und den persönlichen Lebenszielen ab. Wer langfristig plant und auf die Unterstützung seines Arbeitgebers zählen kann, ist mit einem Zeit- oder Gehaltsmodell gut beraten. Wer hingegen maximale Flexibilität sucht, fährt mit eigenen Rücklagen oder unabhängigen Einnahmequellen besser.
Da ich weder in ein Langzeitkonto eingezahlt hatte noch rechtzeitig ein Gehaltsmodell mit meinem Arbeitgeber verhandeln konnte, war für mich früh klar: Ich werde meine Auszeit aus eigenen Rücklagen finanzieren. Seit einigen Jahren investiere ich regelmäßig einen Teil meines Gehalts in ein ETF-Portfolio, das sich – mit Ausnahme der letzten sechs Monate – sehr positiv entwickelt hat. Ergänzend dazu habe ich gezielt mein Tagesgeldkonto aufgestockt, um in den ersten Monaten meiner Reise finanziell unabhängig vom Kapitalmarkt zu bleiben und mögliche Schwankungen aussitzen zu können.
Unabhängig von der Entwicklung der Finanzmärkte weiß ich: Meine Ersparnisse reichen aus, um mir ein entspanntes, freies Jahr zu ermöglichen – inklusive des einen oder anderen kleinen Luxus. Diese finanzielle Unabhängigkeit war letztlich der entscheidende Faktor für meine Wahl.
Da die Ausgangslage bei jedem anders ist, mein Rat an dich: Wenn du mit dem Gedanken spielst, eine Auszeit zu nehmen, beginne frühzeitig mit der Planung. Kläre deine finanziellen Möglichkeiten, sprich – wenn möglich – mit deinem Arbeitgeber über verschiedene Modelle und finde die Lösung, die am besten zu dir passt.


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